Die Umweltgemeinschaft (UG) des Landesfachverbandes Schreinerhandwerk Baden-Württemberg verband am 29. Juli 2009 ihre jährlich stattfindende Mitgliederversammlung mit
einer Waldexkursion im Raum Nördlingen, die von mehreren Forstfachleuten des
Landratsamtes Ostalbkreis begleitet wurde und mit der Besichtigung eines
Laubholzsägewerks in der Nähe von Donauwörth. Auf diese Weise wurde einem
grundsätzlichen Zweck der UG, nämlich der Förderung der Verwendung des
nachwachsenden Rohstoffs Holz aus regionaler Bewirtschaftung, entsprochen.
Volker Hägele vom Landesfachverband Schreinerhandwerk BW begrüßte die Teilnehmer der
Veranstaltung und bedankte sich bei Wolf Noack vom Landratsamt Ostalbkreis, Ressort
Wald und Forstwirtschaft, für die sehr gute Unterstützung bei der Organisation und die
ganztägige Betreuung dieser Schreiner-Veranstaltung.
Besonders wertvoll war für die Teilnehmer, dass während der Waldexkursion mit Herrn
Powarcinsky – Revierleiter, Herrn Müller – Büroleiter Außenstelle Bopfingen und
Ansprechpartner der Wertholzsubmission und Herrn Thorwarth – Landratsamt Ostalbkreis,
Schwerpunkt Holzverkauf (NH), weitere Experten für die verschiedensten Fragen der
Teilnehmer zur Verfügung standen.
Anhand einer Baumartenkarte wurde vom Revierleiter Powarcinsky das Gebiet und der
Bestand (60% LH, 40% NH) des Waldes der vereinigten Wohltätigkeitsstiftung Nördlingen
vorgestellt. Die Farben in der Karte zeigen die jeweiligen Baum-Hauptbestandsarten in dem
Bereich an. So kennzeichnet z.B. grün die Holzart Buche und die Farbintensität gibt das
Durchschnittsalter der Bäume an.
Bild 1: Baumartenkarte
Bild 2: Blick in die Runde
Interessant war welche Überlegungen und langfristige Planungen der Waldbewirtschaftung
zugrunde gelegt werden. In der Jugendphase soll das Holz dicht stehen, damit durch die
Beschattung eine natürliche Astreinigung eintritt. Sobald eine ausreichende astfreie
Schaftlänge erreicht ist, verschaffen die Förster durch regelmäßige Entnahmen Platz für die
qualitativ hochwertigsten Bäume. Denn das einzige Instrument zur Steuerung der Qualitäten
und des Zuwachses am einzelnen Baum ist die Motorsäge, mit deren Hilfe man Licht im
Kronenraum schaffen kann. Bei zu geringen Eingriffen bleiben die Kronen klein und damit
der Zuwachs gering. Bei zu starken Eingriffen bilden die Bäume wieder sogenannte
Wasserreiser, d.h. junge Äste im unteren Stammbereich, die sich qualitätsmindernd
auswirken. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass die verschiedenen Baumarten
unterschiedliche Wuchseigenschaften haben. So braucht zum Beispiel die „Lichtbaumart“
Lärche, mehr Platz zur Ausbildung einer großen Krone, als die konkurrenzstärkere „Schattenbaumart“ Buche. Für einen geringen Schädlingsbefall ist ein feuchter, kühler Sommer, wie wir ihn in diesem
Jahr haben, gut.
Die Rundholzqualitäten werden hier ausschließlich kundenorientiert in A, B, C und D Qualität
eingeteilt was eine Bandbreite von sehr guter furniertauglicher Ware (A) bis hin zu
untergeordneter oder Brennholz-Ware (D) darstellt.
Da das Thema Holz aus nachhaltigem Anbau ein Kriterium der Umweltgemeinschaft im
Schreinerhandwerk darstellt, wurde auch das Thema Wald-/Holzzertifizierung angesprochen.
Wer Holz aus regionalem Anbau bzw. aus Deutschland einsetzt kann sich der Nachhaltigkeit
sicher sein, was auch dadurch belegt werden kann, dass zum Beispiel im Ostalbkreis
nahezu alle öffentlichen Wälder PEFC-zertifiziert sind.
Ausführungen zu Holz-Preisentwicklungen, auch bei der deutschlandweit größten
Wertholzsubmission in Bopfingen, waren für die Schreiner ebenfalls interessant und manch
einer wunderte sich, welche Preise dann letztendlich bei ihm „ankommen“.
Eine Besonderheit war die Besichtigung eines Versuchsprojekts zur Wertholzproduktion mit
Obstbäumen, das 1996 auf einer Ackerfläche am Waldrand gestartet wurde. Dabei wurden
insgesamt 600 Kirsch, Birnbaum, Walnuss und Speierling Bäume in einem Abstand von
6x4m zueinander gepflanzt. Durch regelmäßige Astung wird eine hohe Holzqualität erzielt.
Das Wertholz der Obstbäume kann nach etwa 40 – 60 Jahren vermarktet werden.
In den dreizehn Jahren seit bestehen der Versuchsfläche wurden bereits wertvolle
Erkenntnisse gewonnen und auf weiteren Obstbaum-Flächen umgesetzt.
Bild 3 Streuobstwiesen
Die Mittagspause und Mitgliederversammlung der Umweltgemeinschaft im
Schreinerhandwerk BW fand bei schönstem Wetter im Biergarten der Waldschenke Eisbrunn
statt.
Hierbei begrüßte der Vorsitzende Peter Musch nochmals alle anwesenden, insbesondere
auch die hinzu gestoßenen Kollegen der Umweltgemeinschaft aus Hessen. Herr Dr. Ing.
Krischer, Berater beim hessischen Fachverband und Geschäftsführer des DIUG (Deutsches
Institut für umweltgerechte Produktion und gesundes Wohnklima) unterbreitete ein Angebot
für die regelmäßigen Wiederholungsaudits und berichtete, dass ein Projekt der UG Hessen
im nächsten Jahr sicherlich die Zertifizierung der Betriebe nach EMAS sei. Hierüber gab es
einen kurzen Austausch, auch aufgrund der Erfahrungen in Baden-Württemberg mit dem
UM-System EMAS im Handwerk.
In seinem Bericht ging der Vorsitzende Peter Musch auf das durchgeführte und mit einer
Broschüre abgeschlossene Projekt „Schimmelpilze hinter Möbeln“ ein und berichtete, dass
nach anfänglichem zögern nun auch der Normenausschuss DIN 4108 für seinen „Fachbericht Schimmel“ bereit ist, die Ergebnisse unseres Projekts zu berücksichtigen.
Hierbei ging es uns in erster Linie um die Problematik der empfohlenen Schrank-
Wandabstände.
Ein weiteres Thema war die Darstellung der Umweltgemeinschaft und deren Kriterien nach
außen. Hierzu wurde eine zuvor ausgeteilte Präsentation von Herrn Hägele diskutiert.
Hintergrund der besseren und einfacheren Darstellung der Kriterien ist auch das Ziel, weitere
Mitglieder für die Umweltgemeinschaft zu gewinnen. Jeder Schreinerbetrieb, der sich mit den
in der Abbildung dargestellten Kriterien identifizieren kann ist angesprochen.
Auch wenn einzelne Punkte nicht sofort umgesetzt werden können kann man bereits Mitglied
werden, da wie in jedem Management-System durch den kontinuierlichen
Verbesserungsprozess (KVP) ständig an der Weiterentwicklung und Verbesserung
gearbeitet wird.
Abb. Kriterien der Umweltgemeinschaft im Schreinerhandwerk
Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Besichtigung des Sägewerks Müller in
Wörnitzstein bei Donauwörth. Hierbei handelt es sich um ein reines Laubholzsägewerk, das
Schreinerbetriebe und Möbelzulieferer zu seinen Hauptabnehmern zählt.
Der Chef persönlich vermittelte hier glaubhaft, wie viel Wert auf Qualität gelegt wird und gab
einige interessante Tipps. Schließlich waren auch Teilnehmer dabei, die beispielsweise ihr
Holz selbst trocknen.
Eiche Stämme werden bereits auf dem Lagerplatz der Wertholz-Submission an den
Hirnenden mit einer Wachsschicht vor zu schnellem Austrocknen geschützt. Anschließend
werden Sie noch ein Jahr als Rundholz im Hof des Sägewerks gelagert und erst im nächsten
Herbst/Winter geschnitten.
Die Qualität von Rundholz mit gröberer Rinde, wie z.B. Eiche, ist bei der Submission
schwieriger zu erkennen, als Holzarten mit glatter Rinde, wie beispielsweise Buche.
Nach dem Gattersägen werden die Hölzer in einer überdachten Freilufttrocknung einige
Monate gelagert, um die Kosten für das Trocknen zu reduzieren und auch schonender zu
trocknen. Manche Hölzer, wie z.B. Buche und Birnbaum, werden nach dem Sägen in einer
Vakuum-Anlage gedämpft. Das anschließende Freiluftstapeln erfolgt mit gerillten Holz-
Stapelleisten.
Bilder: richtiges Freilufttrocknen gehört zur Philosophie des Sägewerks Müller
Ahorn wird mit doppelten Leisten übereinander gestapelt, da diese Holzart in den ersten
Trockenwochen gegen das Verstocken/Schimmeln sehr anfällig ist. Diese Hölzer werden
auch am Rand des Lagers gestapelt.
Danach werden die Hölzer in einer Vakuumtrocknungsanlage auf ca. 8-10% Holzfeuchte
getrocknet.
Am Ende der Veranstaltung waren alle Teilnehmer für die vielen hilfreichen Tipps sowohl von
den Forstleuten als auch vom „Säger“ dankbar und Herr Hägele bedankte sich
stellvertretend für die Schreiner bei Wolf Noack und Herrn Müller für den schönen und
lehrreichen Tag.
Ansprechpartner:
Volker Hägele
Landesfachverband Schreinerhandwerk
Baden-Württemberg
Danneckerstr. 35
70182 Stuttgart
Tel. (0711) 16441-12 |