Auf den Spuren von Mies van der Rohes

Erfahrungsaustausch vor Ort

In diesem Frühjahr lud Helge Schwarz, Betrieb aus Tönisvorst, die Kollegen aus der Umweltgemeinschaft in seine Heimatstadt ein, um dort eine Aktion vorzustellen, mit der Tönisvorster Betriebe Schulabgängern das Erlernen eines handwerklichen Berufes als ein erstrebenswertes Ziel  darstellen. 40 Handwerkskollegen verschiedener Gewerke haben sich vor drei Jahren zur Gründung eines Vereins entschlossen, um verstärkt an den weiterführenden Schulen um Auszubildende im Handwerk zu werben. Ausgangspunkt war eine gemeinsame Aktion in einer Hauptschule. Die Betriebe stellten Know-how und Material für den Ausbau eines Kiosks zur Verfügung, um dann gemeinsam mit den Schülern im Unterricht planerisch und handwerklich ihre Schule „umzubauen“. Diese Aktion fand großen Anklang auch an den anderen weiterführenden Schulen. Um deren Schüler regelmäßiger ansprechen zu können, gestaltete der Verein in einer alten Grundschule einen Klassenraum um. In Leichtbauweise wurden 6 größere Kabinen errichtet, in denen die verschiedenen im Verein vertretenen Handwerksmeister in einem Parcours ihre Berufe präsentieren können. Mehrmals im Jahr vermitteln beispielsweise Tischler, Maler, Fotografen, Schlosser, Installateure, und GaLa-Bauern einen Tag lang Schülern in kleinen Gruppen mit Hilfe praktischer Übungen ihr Handwerk. Die Jugendlichen erhalten so die Möglichkeit, verschiedene Berufe kennen zu lernen. Die deutlich gestiegene Zahl der Praktikanten und Auszubildende, die sich für einen Beruf im Handwerk entschieden haben, bewerten die Tönisvorster Kollegen als Erfolg ihrer Initiative.

Neben der Werbung für das Handwerk als Anbieter von Ausbildungsstellen hat der Zusammenschluss auch dazu geführt, dass sich die örtlichen Handwerksbetriebe besser kennenlernen und dies für das gemeinsame tägliche Arbeiten nutzen können. Auch politisch findet sich mit dem Verein ein gewisses Forum, um Anliegen aus dem Handwerk auszutauschen und in die öffentliche Diskussion einzubringen. „Gerade die VOB wird hier in Tönisvorst sehr eng ausgelegt“ meint Helge Schwarz. „Die Betriebe müssen sehr umfangreiche Unterlagen bei jeder Ausschreibung für ihre „Prüfung zur Eignung“ zusammenstellen. Das ist viel zu aufwändig.“ Die Kreishandwerkschaft  ist aufgrund der überregionalen Zusammenschlüsse hier relativ weit weg. Deshalb wird es zunehmend wichtiger, dass sich auf kommunaler Ebene andere Formen des Handwerkeraustausches etablieren können. Nähere Informationen sind zu finden unter: www.handwerker-in-toenisvorst.de.

Haus Esters Mies van der RoheNun endlich zu Mies van der Rohe. Wenige Kilometer von Tönisvorst am Stadtrand von Krefeld kann man ihn in den beiden Häusern „Lange“ und „Esters“ entdecken. Ende der 20er Jahre entwarf Mies van der Rohe als Direktor des bekannten Bauhauses für die beiden Unternehmerfamilien Lange und Esters aus der Samt- und Seidenindustrie die beiden Häuser. Nach dem Krieg wurden sie der Stadt Krefeld geschenkt, die sie fortan für besondere Kunstausstellungen nutzt. Die Führung durch die Häuser veranschaulichte den Besuchern der Umweltgemeinschaft die besondere künstlichere Gestaltungskraft Mies van der Rohes. Beide Häuser sind erkennbar aus einem Entwurf, aber unterscheiden sich doch deutlich. Während das Haus „Lange“ durch die äußere Gestaltung mit vielen Versätzen und großen Fenstern überzeugen kann, lädt das Haus „Esters“ viel mehr zum Wohnen ein. Hier ergibt sich ein durchgängiger Raumfluss. In beiden lassen sich die Betonung der Vertikalität gut erkennen. Selbst die Fußleisten sind vertikal furniert und gehen genauso in die Türzargen über, sodass alles immer sehr eingerahmt wirkt. Regale oder Anrichten müssen entweder in die Wand eingelassen oder quasi über der Fußleiste schweben, um die Linie nicht zu durchbrechen. Deckenhohe Durchgänge und Türen verstärken die Flächigkeit. Erstaunlich war die besondere technische Modernität, mit der das Haus Lange in den 30er Jahren ausgestattet wurde. Neben einer Spülmaschine, Musikanlage mit Raumanklang überzeugte die Besucher vor allem die aufwändige Versenkvorrichtung, mit der man die großen Fensteranlagen zum Garten komplett im Fußboden versenken konnte.


Fensterhebeanlage Haus EstersNeben diesem kulturellen Highlight beschloss die Umweltgemeinschaft in diesem Jahr, ihre Studienfahrt zur Mayerwerft in Papenburg zu machen in Verbindung mit einem Besuch von einem Schiffsinnenausbauer. Zudem soll die neue Broschüre zum „Green Furniture“ dazu beitragen, die besonderen Anlagen der Umweltgemeinschaft markant und interessant gestaltet an den Mann und die Frau zu bringen.

 

Ansprechpartner:
Helmut Haybach
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