Altholz und neues Design

Studienfahrt der Umweltgemeinschaft 2012

Lesesessel MoormannIn diesem Jahr ging die Studienfahrt der Umweltgemeinschaft nach Oberbayern, dem Land wo Holz einen hohen Stellenwert hat. Nils Holger Moormann in Aschau war die erste Station. Der bekannte Möbeldesigner hat vor 25 Jahren mit seinem Minimal-Design begonnen und sich inzwischen weltweit einen Namen gemacht. Er mag einfach keine Beschläge und integriert die entsprechende Funktionalität in die Möbelkonstruktion. Seine Ausstellung ist in einem ehemaligen Pferdeklinik mit ganz besonderem Charme untergebracht. Er verkauft seine Möbel über Design-Möbel-Händler in aller Welt. Über seine Internetseite kann man viele seiner Möbel individuell planen und anpassen – und bekommt unmittelbar einen Preis. Selbst wird allerdings kein Internetshop betrieben. Alle Möbel werden regional von kleinen Schreinereien gefertigt – auf kurzem Weg und minimaler Zeit.

Thomas Sayer Tisch MoormannDanach ging es zur Fachhochschule Rosenheim, wo Professor Betz den Teilnehmern den Studiengang „Innenausbau“ vorstellte. Er basiert zwar auf dem traditionellen Holztechnik-Studium hat aber eindeutig seinen Schwerpunkt im Objektbau und der Projektplanung. Ein Großteil der jährlich etwa 70 Studienanfänger hat bereits eine Tischlerausbildung. Wer keine Ausbildung hat, kann im Rahmen des „Dualen Studiums“ innerhalb von 4,5 Jahren seinen Ingenieur- und Tischlerabschluss integriert machen. Die Studieninhalte haben eine große Überlappung mit dem Tischlermeister, bieten aber sehr viel mehr im Bereich Planung und Unternehmensführung. Die Abgänger finden bislang problemlos eine Stelle und bieten so auch dem akademischen Nachwuchs eine Option für die Nachfolge im gehobenen Tischlerbetrieb. Im Prüflabor wurde verdeutlicht, wie die vielfältigen Sicherheits- und Funktionstests gezielt für die Produktentwicklung von Möbeln eingesetzt werden. Der Tischler hat zwar kaum die Möglichkeit, seine Produkte zu prüfen. Aber seine Qualität basiert letztlich auf der Qualität vor allem der Beschläge und den damit geprüften Leistungskennwerten. Zuletzt wurde die Lichtwerkstatt unter die Lupe genommen. Die Vielfalt von Licht und seiner Wirkung ist ein wichtiger Bestandteil der Raumplanung. Hier können die Studenten vielfältige Möglichkeiten nutzen, um die Wirkung der selbst entworfenen Räume zu optimieren. Die neue LED-Technik bietet zudem auch enorme dynamische Möglichkeiten die Lichtwirkung individuell über den Tag zu steuern und anzupassen.

EHAM EinführungNachmittags ging es dann zu einer noch relativ jungen Schreinerei in Hausham am Tegernsee. Dort gründete vor 27 Jahren Josef Eham seinen Betrieb, der inzwischen knapp 70 Mitarbeiter aufweist. Kern des Erfolgs ist der integrierte Planungsanspruch, auf den Kunden bezogen individuelle äußerst hochwertige Lösungen zu entwickeln – damit hat er sich im Münchner Raum, aber auch inzwischen in der Schweiz und Österreich einen Namen gemacht. Dabei setzt er sehr häufig auf Altholz - Hauptsache original und alt. Es wird dann aufwendig bearbeitet und erzeugt eine ganz sinnliche Haptik, die sich gut mit modernen Design und vielfältigen Materialien im Küchen- und Innenausbau kombinieren lässt. Die besondere Spezialität bei der Firma Eham stellen dabei  die eigenen Fußböden dar. Bis zu 50 cm breite Dielen werden aus sogenanntem „Schrumpfholz“ gewonnen. Dieses wird in einem speziellen Trocknungsverfahren hergestellt und erzeugt eine leicht wellige, sehr lebhafte Oberfläche, die sehr ursprünglich wirkt. Für die Planung seiner Fertigung und seiner Lagerbereiche hat die Firma Eham für 130.000 Euro in ein ERP-System investiert. Jeder Vorgang hat einen Barcode, alles wird zeitnah erfasst mit möglichst wenigen Eingaben. Alle Projekte werden in sinnvolle Teilprojekte aufgeteilt und mit eigenen Zeit- und Kostenbudgets für die unterschiedlichen Kostenstellen versehen. Eine Ampelsteuerung soll dabei helfen, die Projektkosten zeitnah zu kontrollieren, um frühzeitig eventuelle Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Es gibt zwar keine ausgefeilten Prämiensysteme, aber eine aktive Unternehmenskultur, um die Mitarbeiter immer mit ins Boot zu holen und kleinen gemeinsamen Aktionen zu motivieren.

Zum Abschluss ging es in das Mündungsdelta der Tiroler Achen am Chiemsee. Hier konnten die Teilnehmer unter Anleitung eines Naturkundeführers Wassertemperatur, Sichttiefe und Trübung im See nehmen, um die Zusammenhänge zwischen den Lebensgemeinschaften Plankton, Fische und Vögel zu veranschaulichen. Fehlt es an geeigneten Rückzugsräumen für die Tiergemeinschaften, kommt die Natur schnell aus dem Gleichgewicht. Umfangreiche Hochwasserschutzmaßnahmen oder einseitige Tieraktionen beim Kormoran sind nach Ansicht des Wildhüters alles andere als hilfreich. Das Ganze im Blick behalten – Umwelt und Nachhaltigkeit – sind wichtige Kernelemente einer verantwortungsvollen Unternehmensphilosophie. Das konnte das gemeinsame Naturerlebnis wie auch die verschiedenen Eindrücke der Firmenbesuche gut veranschaulichen.

Ansprechpartner:
Helmut Haybach
Technologie-Zentrum Holzwirtschaft GmbH
Kreuzstr. 108-110
44137 Dortmund
Haybach@TZHolz.de