Der Meister der Recyclingmöbel

Umweltgemeinschaft NRW besucht Piet Hein Eek in Eindhoven

Früher beherrschte Philipps mit seinen vielen Werkhallen Einhoven. Seitdem für die große Marke die Märkte in Europa weggebrochen sind, wird an allen Ecken und Enden umgebaut und neue Mieter, Funktionen und vor allem junge Firmen angesiedelt. In einer der großen ehemaligen Werkhallen von Philipps hat sich vor knapp 3 Jahren Piet Hein Eek etabliert, ein Möbeldesigner der besonderen Art. Und er hat es selbst geschafft zur Marke zu werden. Seine Recyclingmöbel finden sich in gehobenen  Möbelhandel im In- und Ausland.

Piet Hein Eek MaufakturWenn man die große Werkhalle betritt, gibt es zunächst einen Empfang, denn es gibt eine ganze Reihe von Einrichtungen, die sich wie ein Netzwerk sich um Piet Hein Eek angeschlossen haben. Der größte Teilbereich der Halle nimmt die Werkstatt für die Recyclingmöbel ein. Hier fertigen ca. 30 – 40 Mitarbeiter nach Kundenwünschen die einzelnen Möbel in überwiegend handwerklicher Einzel- bzw.Kleinserienfertigung. In der ersten Etage führt ein großer Showroom rund um die Werkstatt. Dort sind alle Möbeltypen von Piet Hein Eek ausgestellt. Von Abbruchfirmen erhält er seine Rohware und kombiniert sie geschickt mit neuem Design.

Piet Hein Eek KlassikerDas „klassische“ Recycling Möbel von ihm ist ein Zweitüriger Schrank mit integrierten Schubläden. Die Front ergibt sich je nach Farbwünschen des Kunden, wirkt aber immer doch sehr individuell. Die Scharniere sind selbst entwickelt und sehr einfach gehalten.

Detaillösung Piet Hein EekEs gibt keine Schubkastenauszüge und keine Oberflächenbehandlung und doch wird dafür mehrere Tausend Euro pro Stück bezahlt. Auch Metallteile und –Flächen werden in die Möbel integriert.

Piet-Hein-Eek ZweisitzerAus einzelnen Brettern erzeugte Tischplatten bzw. Zweisitzer werden sehr dick lackiert. In mehr als 5 Schichten wird ein UV-Härtender 2-Komponenten Wasserlack aufgetragen, der das Möbelteil gleich einer glänzenden Schutzschicht umgibt. Der Oberflächenbereich ist recht umfangreich ausgebaut in der Werkstatt. Man kann von allen Punkten des Showrooms aus der ersten Etage über Glasflächen in die Werkstatt hineinschauen und quasi live Dabeisein, wenn die Möbel entstehen.

Daneben gibt es im Erdgeschoss noch einen Shop, in dem neben eigenen kleineren Artikeln auch ähnliche Recyclingprodukte von anderen Lieferanten und „Fair Trade“ verkauft werden. In der Etage darüber befindet sich ein großer Raum für Kunstausstellungen, die alle paar Monate aktualisiert werden. Alles wird gesteuert und geplant über ein großes gläsernes Büro mit 10 Angestellten, was viel Transparenz vermittelt. Um nach getaner Besichtigung sich zu stärken, ist ein Restaurant in der Nachbarhalle eingerichtet, ausgestattet natürlich mit allen typischen Piet-van-Eek Möbeln. Es ist schon interessant, wie hier Produkterzeugung mit vielfältigen Marketingaktivitäten verknüpft wird einschließlich der Produkte von Partnerbetrieben.

Natürlich wecken solche Möbel die Emotionen – ist das nur eine kurzlebige Mode, eine sehr spezielle Marktnische – oder spiegeln diese Möbel durch einen Trend wieder? Gibt es die Sehnsucht, das wir in alle der durchorganisierten, elektronisch perfektionierten Umwelt etwas mit Geschichte brauchen, das wir begreifen und verstehen können? Im Ladenbau war man sich bei den Teilnehmern der Umweltgemeinschaft einig, ist dieser Trend unverkennbar und wird ja auch vielfältig mit künstlichen Dekoren nachgeahmt. Ob sich damit auch im gehobenen Privatbereich Möbel und Einrichtungen verkaufen lassen, spaltet eher die Gemüter. In jedem Fall wird man zukünftig all den alten „Krempel“, der in den Container wandert, noch mal ansehen, ob er nicht doch für gutes neues Recyclingmöbel taugen könnte.

Ansprechpartner:
Helmut Haybach
Technologie-Zentrum Holzwirtschaft GmbH
Kreuzstr. 108-110
44137 Dortmund
Haybach@TZHolz.de