Stuttgart war eine Reise wert

Studienfahrt der Umweltgemeinschaft

In diesem Jahr lud die Landesgruppe Baden-Württemberg die Mitglieder Umweltgemeinschaft im Tischler- und Schreinerhandwerk ein, interessante Einrichtungen im „Ländle“ zu besichtigen. Fast 30 Teilnehmer kamen dabei zusammen und mussten sich zunächst einmal mit den zähen Verkehrsverhältnissen der Stuttgarter Innenstadt auseinandersetzen bevor es zum ersten interessanten Programmpunkt ging.

Nimbus - Daniel PimentaDie Firma Nimbus  präsentierte ihre designorientierte LED-Lichttechnik. Daniel Pimenta führte durch die Geschichte und die aktuellen Highlights der erst 25 Jahre alten Firma, die inzwischen 160 Mitarbeiter beschäftigt. Dabei konnte vor allem die neue Schreibtischlampe „Roxanne“ mit ihrem extrem flachen Acryl-/Alukörper begeistern, die das Zeug hat zum Klassiker zu werden. Die meisten LED-Leuchten sind auf 3.000 Kelvin eingestellt, um einen optisch ansprechbaren Mix zwischen Warm- und Tageslicht zu erreichen. Das firmeneigene Lichtlabor veranschaulicht optimal die Unterschiede zwischen LED, Halogen und Leuchtstofftechnik sowie die unterschiedlichen Lichttemperaturen. Aber auch mit Raumakustik beschäftigt sich die Firma Nimbus. Innovative Wand- und Deckenlösungen ermöglichen deutliche Akustikverbesserungen von schallharten Räumen.

Die Materialagentur „raumprobe“ ist sicherlich den meisten auch durch die Veröffentlichungen im „BM“ bekannt. Vor Ort präsentierte Jörg Schmitt, seines Zeichens Innenarchitekt, die beeindruckende Materialvielfalt. Raumprobe versteht sich als Netzwerker, um Lieferanten, Planer und Verarbeiter zusammenzubringen. Dabei werden alle Materialien nach einem gleichbleibenden Schema beschrieben und schließen auch Umweltaspekte wie Energieverbrauch, Gefahrstoffe usw. mit ein. Die Mustersammlung vor Ort umfasst mehr als 3.500 Materialtafeln. Hier kann man stöbern und sich von Mitarbeitern beraten lassen. Alternativ besteht die Möglichkeit der Onlinerecherche, um nach Materialien und Hersteller zu suchen. Dabei gibt es so exotische Stoffe wie Fischhaut oder nach Heu oder Rosen duftende Oberflächen, die man online nicht wahrnehmen kann. Als Material des Jahres wurde zum Beispiel Beton von der Rolle gewählt, um auch runde, filigrane Formen einfach in Beton erstellen zu können. Angesichts der neuen Klebstoffmöglichkeiten sind viele neuartige Materialien auf den Markt gekommen und gerade für kleinere Anbieter ist das Netzwerk über raumprobe ideal, um diese auch an den Verarbeitern näher zu bringen. 

Gruppenbild RaumprobeNachmittags empfing dann Frank Westermann die Umweltgemeinschaft, Geschäftsführer der gleichnamigen Firma. Mit fast 80 Mitarbeitern sicherlich einer der größeren Betriebe, der außerordentlich erfolgreich in den deutschsprachigen Ländern agiert. 200.000 Euro/Beschäftigte sind schon eine Hausnummer. Dabei werden für Großprojekte wie die EZB oder das Bundesverfassungsgericht die Innenausbauarbeiten ausgeführt. Westermann sieht sich als „Systemanbieter Innen“ und will das in enger Abstimmung und Diskussion mit seinen Mitarbeitern zielgerichtet weiter ausbauen. Er präsentierte anschaulich den Besuchern, wo er die zentralen Herausforderungen sieht und wie er mit seinem Betrieb darauf strategisch reagieren will. Insbesondere die Mitarbeiter sind ihm dabei ein zentrales Anliegen. Zweimal pro Jahr kommt eine Mitarbeiterzeitschrift heraus und es gibt regelmäßige Mitarbeitergespräche. Regelmäßig gibt es tolle Aktionen in Zusammenarbeit mit den Schulungen, um attraktiv für die Schulabgänger zu bleiben. 9 Auszubildende werden aktuell betreut. Die mittelfristige Planung geht von steigenden Beschäftigtenzahlen aus um die geplante Umsatzsteigerung von 40 Prozent bis 2020 zu stemmen. Die Organisation und interne Abstimmung sind schon sehr beeindruckend, um die komplexen Projekte zeitlich exakt zu steuern. Allein für die Nacharbeiten der EZB kamen dabei 380 Seiten Dokumentation zusammen. Einmal pro Jahr kann jeder Mitarbeiter einmal „tauschen“, d. h. bei einem anderen Kollegen mitarbeiten. So kommt der Planer mal an die Kantenanleimmaschine und der Zuschnitt auch ins Büro. Dabei macht nicht jeder mit, aber es fördert doch sehr das Verständnis für Abläufe und Probleme in den einzelnen Arbeitsbereichen. Die monatlich stattfindenden Infositzungen dienen immer wieder auch dazu, Projekte zu definieren, um die Dinge einfacher zu machen. Dabei sieht Westermann immer wieder erhebliche Produktivitätspotentiale.

So waren die Teilnehmer rundherum zufrieden mit dem gelungenen Besichtigungen und Anregungen daraus. Der zweite Tag diente dann vor allem dazu, die architektonische Seite von Stuttgart kennenzulernen. Im Umfeld von Stuttgart 21 entstehen ganz neue Viertel und riesige Einkaufszentren, die Stuttgart gehörig umkrempeln werden. Vor allem die neue Stadtbibliothek im Europaviertel konnte die Besucher begeistern. Von außen eher gleichförmig träge gelang es dem koreanischen Architekt Eun Young Yi eine tolle Raumwirkung zu erzielen in der Kombination von Ruhe und Weite – auf jeden Fall ein Besuch wert.
Den Abschluß stellte der Besuch der Weissenhofsiedlung dar, eines der bedeutendsten Zeugnisse des Neuen Bauens: Sie entstand 1927 als Bauausstellung der Stadt Stuttgart und des Deutschen Werkbundes. Unter der künstlerischen Leitung von Ludwig Mies van der Rohe haben 17 Architekten ein mustergültiges Wohnprogramm für den modernen Großstadtmenschen geschaffen.

Auf der Dachterrasse des Doppelhauses von Le Corbusier mit traumhafter Aussicht über Stuttgart verabschiedeten sich die Kollegen der Umweltgemeinschaft und sprachen schon von einem Wiedersehen an anderer Stelle, vielleicht schon im nächsten Jahr.

Ansprechpartner:

Volker Hägele
Landesfachverband Schreinerhandwerk
Baden-Württemberg 
Danneckerstraße 35 
70182 Stuttgart
Haegele@schreiner-bw.de

Helmut Haybach
Technologie-Zentrum Holzwirtschaft GmbH
Kreuzstr. 108-110
44137 Dortmund
Haybach@TZHolz.de